Weser-Kurier: Zu Wulffs Russland-Reise

Bei der zweiten Auslandsreise seiner Amtszeit – die
erste führte in die Schweiz – bewies Christian Wulff, dass er auf der
internationalen Bühne staatsmännisch, mit diplomatischem Geschick und
eigenem Stil auftreten kann. Deutschlands jüngste First Lady Bettina
Wulff unterstrich dieses Bild mit ihrer natürlichen, zugänglichen
Art.

Kritische Themen wie Menschenrechte, Umgang mit der Opposition und
Chodorkowski-Prozess sprach der Bundespräsident nur hinter
verschlossenen Türen an. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit
Medwedew fehlten die üblichen Ermahnungen, die längst zum
Standard-Repertoire deutscher Politiker in Russland geworden sind.
Wulff handelt bewusst. Er glaubt an die größere Effizienz einer
leisen Arbeit hinter den Kulissen. Und möglicherweise hat er Recht.
Auf lautstarken öffentlichen Druck aus dem Westen hat Russlands
Führung bislang nur mit Drohgebärden und Ablehnung reagiert. Zudem
gab Wulff nicht den naiven Russland-Versteher. Er mahnte an, dass für
die angestrebte Modernisierungspartnerschaft zwischen Deutschland und
Russland auch mehr Rechtsstaatlichkeit nötig sei.

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