Als in den 80er Jahren Markus sang: „Und kost“
Benzin auch ,drei Mark zehn““ – da wurde die Zeile milde als Utopie
belächelt. Heute würden sich die Autofahrer über einen solchen Preis
wohl freuen: 3,10 Mark, das wären umgerechnet 1,59 Euro. Am heißesten
Wochenende des Jahres kostete ein Liter Super E10 im bundesweiten
Durchschnitt 1,6992 Euro und markierte damit einen neuen Höchststand.
Reflexartig wird den Ölmultis bei solchen Rekordpreisen Abzocke
vorgeworfen. Und reflexartig wird der Ruf nach mehr Regulierung und
Kontrolle laut. Sicher, es fällt auf, dass ausgerechnet zur
Hauptreisezeit oder vor langen Wochenenden die Preise noch einen Tick
mehr nach oben gehen. Aber auch beim Benzin gelten die Regeln von
Angebot und Nachfrage. Dazu kommt, dass gut die Hälfte des
Literpreises durch Steuern bestimmt wird.
Der gebeutelte Autofahrer darf vorerst nicht auf Entlastung
hoffen. Das liegt vor allem an zwei Gründen: Der Rohölpreis steigt,
weil die für uns relevante Sorte Brent aus der Nordsee derzeit knapp
ist, weil das Iran-Embargo Wirkung zeigt und, nicht zuletzt, weil
auch China wieder mehr Rohöl nachfragt. Das ruft Spekulanten auf den
Plan, die – mangels anderer rentabler Anlagemöglichkeiten – auf
höhere Ölpreise wetten.
Gleichzeitig kommt die Schuldenkrise in Europa über die
Benzinpreise nun auch im Geldbeutel der Verbraucher an. Der Euro
schwächelt, der Dollar ist stark – und damit verteuert sich der in
der US-Währung gehandelte Rohstoff. Der Euro hat angesichts der Krise
seit dem Frühjahr bis zu zehn Prozent seines Wertes verloren.
Angesichts der Verschärfung der Euro-Krise gehen Experten nicht davon
aus, dass sich diese Entwicklung in naher Zukunft umkehren wird.
Und die von der Bundesregierung geplante Markttransparenzstelle?
Auch sie dürfte nur für wenig Entspannung sorgen, die sich im
Centbereich bemerkbar machen wird. Für die Verbraucher bleibt, die
Mehrbelastung durch die höheren Preise aufzufangen: Sparsam fahren,
unnötige Wege vermeiden und das möglichst günstigste Angebot
aussuchen. Noch etwas könnten Autofahrer tun: auf spritsparende
Modelle umsteigen. Doch trotz aller Benzinpreisrekorde boomt noch
immer der Absatz schwerer Limousinen und Geländewagen.
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