Westdeutsche Zeitung: Blitz-Marathon kann nicht nachhaltig zu Erfolg führen – Bewusstsein der Autofahrer ändern Ein Kommentar von Madeleine Gullert

Die Deutschen lieben ihr Auto: Für 68 Prozent
der Bundesbürger ist es nach wie vor sehr wichtig, einen eigenen
Wagen zu besitzen. Das ergab jüngst eine Studie. Für die meisten
Menschen ist das Auto aber nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern
sie verbinden Freiheit und Schnelligkeit mit ihm.

Radarfallen und Aktionen wie der gestrige Blitz-Marathon gelten
dabei als Schikanen. Autofahrer versuchen deshalb gern, die
Radarfallen dank Blitzerwarnungen im Radio, per App für das
Smartphone oder – illegalerweise – über das Navigationsgerät zu
überlisten. Wird ein Raser doch geblitzt, bedauert er meist, dass er
erwischt wurde – und nicht, dass er zu schnell gefahren ist.

Denn im Allgemeinen gilt zu schnelles Fahren nur als
Kavaliersdelikt, obwohl zu hohe Geschwindigkeit noch immer die
Verkehrsunfallursache Nummer eins ist. Trotzdem gibt es wohl kaum
einen Fahrschüler, der nicht von seinem Lehrer folgende Faustregel
gehört hat: „Auf der Autobahn kannst Du bis zu 20 Stundenkilometer zu
schnell fahren, ohne einen Punkt in Flensburg zu kassieren. Das gibt
nur eine Geldstrafe.“ Lediglich die Punkte in der Verkehrssünderdatei
und ein potenzieller Führerscheinverlust schüren Angst. Ob es eine
landesweite Aktion gegen Temposünder also vermag, das Bewusstsein zu
ändern, ist mehr als fraglich, da der Blitz-Marathon nur punktuell zu
einem Erfolg führt.

Experten glauben nicht, dass die Kontrollen die Unfallzahlen
nachhaltig beeinflussen. Die Tatsache, dass die Zahl der
Verkehrstoten und -verletzten in diesem Jahr im Vergleich zu 2011
sinken, ist darauf zurückzuführen, dass es in NRW im Vorjahr einen
drastischen Anstieg um 15 Prozent gegeben hatte. Ein Ausreißer. Diese
Zahlen nutzt Innenminister Ralf Jäger, um den angeblichen Erfolg des
Blitz-Marathons zu belegen. Schon 2013 wird es den positiven
statistischen Effekt nicht mehr geben, deshalb sollte Jäger ein
nachhaltiges Konzept erarbeiten, mit dem bei Autofahrern ein
Unrechtsbewusstsein bei Verkehrsdelikten herbeigeführt werden kann.

Aufklärung in Schulen, Fahrschulen und Weiterbildungskursen sind
sinnvoll, um für das Thema zu sensibilisieren. Ein langfristiges
Umdenken muss stattfinden – mehr als dreimal im Jahr zum
Blitz-Marathon.

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