Westdeutsche Zeitung: Blitz-Marathon = Von Horst Kuhnes

Eines muss man NRW-Innenminister Ralf Jäger
zugestehen: Er ist ein fähiger Politiker, der seine Anliegen ebenso
geschickt wählt, wie er sie dann spektakulär umsetzt. Dazu gehört
unter anderem der jetzt in zweiter Auflage angekündigte
24-Stunden-Blitz-Marathon im Kampf gegen Raser und
geschwindigkeitsbedingte Unfälle. Selbstverständlich kann kein
vernünftiger Mensch ernsthaft etwas gegen Maßnahmen zur Senkung der
Unfallzahlen einwenden: Denn jeder einzelne Verkehrstote ist einer zu
viel, und jeder verhinderte Verkehrsunfall ist aller Anstrengung
wert. Und da zu hohe Geschwindigkeit eine der Hauptunfallursachen
ist, trägt ein 24-Stunden-Blitz-Marathon – zumal in mehrfacher
Auflage – sicherlich dazu bei, dass sich dieses Thema in den Köpfen
der Autofahrer festsetzt. Dass Jäger bei der zweiten Auflage der
Blitzaktion nun die gesamte Bevölkerung einlädt, sich mit Meldungen
von Raser-Strecken zu beteiligen, wird dazu beitragen, das Thema
Geschwindigkeitsunfälle noch tiefer zu verankern. Dass sich bei
seinem Appell an die Bürger, „Wutpunkte“ zu melden, Menschen mit
einer gewissen Blockwart-Mentalität besonders werden angesprochen
fühlen, dürfte Jäger dabei gern in Kauf nehmen – es ist ja für eine
gute Sache. Und dann sind da noch die landesweit 396 Kommunen, für
die Jäger als Minister für Inneres und Kommunales ebenfalls zuständig
ist. Die ziehen gleich mehrfach Nutzen aus der Blitz-Aktion: Die
geschwindigkeitsbedingten Unfallzahlen auf ihrem Gebiet werden
möglicherweise sinken – und ihre Einnahmen sicherlich steigen. Denn
den Kommunen fließen bei Tempo-Verstößen reichlich Bußgelder in die
klammen Kassen. Nicht umsonst schießen allerorts automatische
Radarmessanlagen wie Pilze aus dem Boden und stehen immer häufiger
Messfahrzeuge versteckt am Straßenrand. Dieser Aufwand lohnt sich
nicht für ein paar Raser, sondern nur dann, wenn man die Masse der
Autofahrer abgreift – all“ jene, die sich innerorts durchaus
verantwortungsbewusst an Tempolimits halten, aber auf freier Strecke
vielleicht mal zehn oder 15 km/h zu schnell sind. Man könnte es auch
kommunale Straßen-Benutzungssteuer nennen, der Jäger mit seinem
Blitz-Marathon Vorschub leistet.

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