Westdeutsche Zeitung: Der Digitalfunk ist trotz neuer Panne nicht mehr aufzuhalten = von Vera Zischke

Auf den letzten Metern gibt es nun doch noch
einmal Ärger um den Digitalfunk. Wer das Projekt seit seiner
Vorstellung im Jahr 2005 verfolgt hat, mag jetzt nur müde mit den
Schultern zucken. Aufzuhalten ist der neue Funk trotz aller Pannen
nicht mehr. Zum Glück. Denn der Digitalfunk stellt eine enorme
Verbesserung für Polizei, Rettungskräfte und Sicherheitsbehörden dar.
Und zwar in Situationen, in denen es auf schnelle und exakte
Kommunikation ankommt – bei Katastrophen, Fußballspielen oder
Volksfesten. Ursprünglich sollte schon zur Fußball-WM 2006 in
Deutschland ein Rumpfnetz stehen, über das sich Polizei und Feuerwehr
koordinieren sollten. Doch als in deutschen Stadien Weltfußball
stattfand, funkten die Einsatzkräfte immer noch rauschend und
knackend mit veralteten Analoggeräten. Der Digitalfunk wurde zu einem
der größten IT-Infrastrukturprojekte in der Geschichte Deutschlands
erklärt. Damit war klar: Es wird dauern. Während die meisten
europäischen Nachbarn an uns vorbeizogen, wurden in Deutschland erst
einmal Behörden gegründet. Es gibt allein in NRW ein Kompetenzzentrum
Digitalfunk, eine „Koordinierende Stelle BOS Digitalfunk“ im
Innenministerium und zahllose Arbeitsgruppen. Bei der Polizei in
Nordrhein-Westfalen sind weitere drei Unterbehörden an der Einführung
beteiligt. Und doch: Bei all der Häme wird Deutschland am Ende ein
digitales Funknetz von beispielloser Qualität haben. Im Idealfall
haben bis dahin alle, die diese Technik nutzen, Schulungen erhalten.
So dass sie in der Lage sind, den Fortschritt auch wirklich
umzusetzen. Das nordrhein-westfälische System gilt zudem als
besonders leistungsfähig – wenn es denn funktioniert. Denn es gibt
auch abseits der Polizei-Leitstellen Probleme, die ausgemerzt werden
müssen. Starkregen und laute Nebengeräusche können zu Störungen
führen. Es gibt Funklöcher. Und manche der vor Jahren angeschafften
Geräte gelten inzwischen als veraltet. Damit ist klar: Die Arbeit ist
längst nicht vorbei, wenn Ende des Jahres offiziell der Echtbetrieb
startet. Denn wenn sich die Herkulesaufgabe gelohnt haben soll,
müssen alle Möglichkeiten der neuen Technik ausgeschöpft werden.

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