Westdeutsche Zeitung: Der Rhein-Ruhr-Express steht auf der Kippe =
von Frank Uferkamp

Der Traum von einer schnellen
Schienenverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Rheinschiene ist
älter als das Bundesland Nordrhein-Westfalen und hat seinen Ursprung
in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Alles spricht dafür,
dass sie weiter ein Traum bleibt. Weder in Berlin noch in Düsseldorf
gibt es den nötigen Nachdruck, die Verbindung aufs Gleis zu setzen.
Die neuesten Nachrichten aus Berlin sind erneut negativ. Eine
schlechte Nachricht für die Berufspendler. Immer wieder gab es
schlechte oder noch schlechtere Gründe, dass es keinen Zehn- oder
15-Minuten-Takt zwischen Dortmund und Köln gibt, wie er einem
Ballungsraum mit rund acht Millionen Einwohnern eigentlich zukommt.
Regionale oder kommunale Eitelkeiten, Großmannsattitüden wie die von
Wolfgang Clement, bei dem es gleich eine Magnetschwebe-Straßenbahn
zwischen Dortmund und Köln sein musste – die Strecke kam nie über
eine Planungsphase hinaus. Vor allem aber scheiterte sie immer wieder
an der notwendigen Einsicht der Verantwortlichen bei der Bahn und bei
der Politik, dass die richtige Antwort auf den Stau auf unseren
Autobahnen und auf die Herausforderungen bei der Bekämpfung des
Klimawandels eben in einem Ausbau des Schienenverkehrs als
komfortable, schnelle und verlässliche Verbindung im Nahverkehr
besteht. Das ist auch jetzt so. Für das Mega-Projekt in Stuttgart
sind mehr als acht Milliarden Euro wahrscheinlich noch viel zu wenig
Geld, um aus reinem Prestigedenken eine komplette Innenstadt
umzubauen, einen Bahnhof tiefer zu legen und die ICE-Strecke zwischen
Wendlingen und Ulm auszubauen. Da sind zwei Milliarden Euro für NRW
zwar deutlicher weniger, aber nicht mehr zu bezahlen. Das wäre ein
Sieg für die Lobbyisten aus dem Ländle, die sich aus den immer
kleineren Finanztöpfen einen Riesenbatzen gesichert haben. Und an
ihrer Seite stehen die Chefs der Bahn. Dort ist seit Jahren die
Richtung klar: Vorfahr für alle ICE-Projekte. Werden die teurer als
geplant (siehe Köln-Frankfurt), zahlt das der Steuerzahler. Der
Nahverkehr spielt nur eine Nebenrolle in dem Milliardenspiel. Das ist
fahrlässig. Denn die Folgen werden wir alle bezahlen – egal ob wir
Bahn fahren oder im Stau stehen.

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