Westdeutsche Zeitung: Die SPD steht sich mit ihrer Kandidatenkür selbst im Wege = von Lothar Leuschen

Die Troika hat Konjunktur. EZB, Internationaler
Währungsfonds und die EU versuchen zu dritt die Frage zu klären, ob
Griechenland sich gegenüber seinen Geldgebern an vereinbarte
Sparpläne hält. Die Antwort wird es schon bald geben. Bei der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ist das anders. Bei der SPD
fungiert die Troika, um die Antwort auf eine außerordentlich wichtige
Frage möglichst lange aufzuschieben. Peer Steinbrück, Frank-Walter
Steinmeier und Sigmar Gabriel schreiten Seit“ an Seit“ in
Lauerstellung dem Bundeskanzleramt entgegen. Dort sitzt Angela Merkel
für die Union derzeit fester im Sattel denn je. Umso dringender
stellt sich die Frage, wer von der SPD-Troika die Kanzlerin im
September nächsten Jahres herausfordern wird. Aber die
Sozialdemokraten zögern und setzen auf ein Team. Das hat Tradition,
seit die Herren Schröder, Scharping und Lafontaine nur vorübergehend
in echter Genossenschaft das Dreigestirn der deutschen
Sozialdemokratie bildeten. Damals endete das Projekt mit der
Kanzlerschaft von Gerhard Schröder. Mag sein, dass die SPD deshalb
wieder auf ein Trio setzt, auch wenn das nach außen nicht sehr
entschlossen wirkt. Denn die Gemengelage in dieser Partei ist seit
jeher schwierig. Hier die Pragmatiker, in der Troika vertreten von
Peer Steinbrück, dort die bürgerlichen Sozialdemokraten wie
Frank-Walter Steinmeier einer ist, und da die Gruppe Arbeiterklasse,
die Sigmar Gabriel wohl lieber heute als morgen auf den Schild höbe.
Dass Gabriel nun abgewinkt haben soll, kann zweierlei bedeuten:
Entweder will der SPD-Chef wirklich verzichten, oder er lässt einen
Versuchsballon steigen, um herauszufinden, wie groß innerhalb der
Partei die Zahl seiner Unterstützer ist. Der Sache seiner Partei
dient Gabriel in keinem Fall. Ihm müsste als Vorsitzendem daran
gelegen sein, dass die SPD möglichst frühzeitig mit einem klaren
Profil, einem mehrheitsfähigen Programm und einem von der gesamten
Partei getragenen Kandidaten den Umzug auf die Regierungsbank
anpeilt. In gut einem Jahr wird gewählt. Je länger die SPD zaudert,
desto sicherer darf Angela Merkel sein, dass sie weitere vier Jahre
im Kanzleramt zubringen kann. Ob mit Gelb oder Rot, ist ihr
schließlich egal.

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