Ein Gutes hat die Studie der
Friedrich-Ebert-Stiftung. Immerhin finden 93 Prozent der Befragten
die Demokratie als Staatsform geeignet. Der Rest der Studie
allerdings alarmiert. Er zeigt, wie fragil der gesellschaftliche
Konsens ist. Die Ergebnisse belegen, wie schnell Menschen bereit
sind, auf Mechanismen zurückzugreifen, die in der Vergangenheit schon
so viel Unheil angerichtet haben.
Es mag sein, dass die Wirtschaftskrise und die Angst vor sozialem
Abstieg die Ellbogenmentalität der Inländer gegenüber Ausländern
befördert hat. Letztlich aber sind es Politiker gewesen, die in
vergangenen Monaten am Korken gezogen haben, der den Ungeist in der
Flasche gefangen hält. Einfache Antworten auf schwierige Fragen, egal
ob als Buch oder in Zeitungsinterviews, führen jene aufs Glatteis,
die an schnelle Lösungen glauben. Doch die gibt es nicht.
Es ist an Politikern, Wissenschaftlern und Medien, schwierige
Zusammenhänge so zu erklären, dass es den Adressaten möglich wird,
sich eine fundierte Meinung zu bilden. Zur berechtigten Kritik an
Integrationsverweigerung gehört der Verweis auf jene Zuwanderer, die
längst erfolgreich am gesellschaftlichen Leben in Deutschland
teilnehmen. Der Angst vieler Deutscher vor Überfremdung kann auch mit
dem Hinweis begegnet werden, dass von knapp 82 Millionen Einwohnern
in Deutschland lediglich sieben Millionen Ausländer sind, gleichwohl
aber fast 20 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Drei davon
heißen übrigens Podolski, Klose und Özil.
Und dann bleibt es immer noch richtig, Zuwanderung nicht zuletzt
von Qualitätskriterien abhängig zu machen. Es ist weiter keine
Schikane, von Migranten und Deutschen mit ausländischen Wurzeln
ordentliche Deutschkenntnisse und das Einhalten der hier üblichen
Gesetze und Regeln zu verlangen. Gleichzeitig hat es Deutschland in
den vergangenen 65 Jahren auch wirtschaftlich nicht geschadet, eine
offenen, tolerante, freundliche Nation geworden zu sein.
Wer sachlich argumentiert und im Kampf um die Wählergunst auf
Bierzeltrhetorik verzichtet, wird die Mehrheit jener 93 Prozent
erreichen, die der Demokratie grundsätzlich zugetan sind. Das ist
Politikern aller Parteien zuletzt offensichtlich nicht mehr gelungen.
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