Es riecht ein wenig nach Revolution. Der Sieg
des plebiszitären David (das Volk) gegen den übermächtigen Goliath
(die Wirtschaft) in der Schweiz gibt der Diskussion um die Bezahlung
von Managern auch in Deutschland Auftrieb. Endlich, mag man meinen.
Denn während sich das Ausland schon lange über Gehaltsexzesse für
Konzernlenker empört, wird das Thema hierzulande weitgehend
ausgeblendet. Selbst als sich VW-Chef Martin Winterkorn 2011 über ein
Jahresgehalt von 17,5 Millionen Euro freuen konnte – mehr als je ein
Dax-Chef zuvor verdient hat -, blieb es still.
Dabei wächst der Abstand zwischen den Löhnen und Gehältern von
Arbeitern und Angestellten auf der einen sowie dem Verdienst von
Managern und Vorstandsvorsitzenden auf der anderen Seite rasant. Die
Humboldt-Universität in Berlin hat ausgerechnet, dass Vorstände in
den 90er Jahren 14-mal so viel erhielten wie ein Arbeiter in ihrem
Unternehmen. Heute kassieren sie locker das 50-Fache. Von
Pensionszulagen ganz zu schweigen. Noch ist Deutschland in der
glücklichen Lage, dass die Wirtschaft trotz aller Krisenstimmung
floriert und die Unternehmen hohe Dividenden auszahlen. Auf die
Aktionäre wirkt das wie eine Beruhigungspille. Für alle anderen
bleibt ein fader Beigeschmack, wenn die wirtschaftliche Elite
Millionen erhält, während die Politik über Mindestlohn und
Altersarmut debattiert.
Andererseits kann es nicht die Aufgabe des Staates sein, sich in
die Vertragsverhältnisse von Managern einzumischen. So wie für die
Gehälter von Angestellten die Tarifautonomie von Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbänden gilt, muss es auch für die Vereinbarung zwischen
Konzernen und ihren Managern gelten. Wenn ein Wirtschaftskapitän wie
Winterkorn freiwillig auf einen Teil seiner Bezüge verzichtet,
scheint die Moraldebatte auch in den Vorstandsetagen angekommen zu
sein.
Es ist also gut möglich, dass sich die Wirtschaft freiwillig
beschränkt. Wenn das Votum der Schweizer diese Tendenz befördert,
dann ist das ein gutes Beispiel dafür, wie Deutschland von den
Eidgenossen lernen kann. Auf jeden Fall sollten Unternehmen wissen,
dass ein marktwirtschaftliches System nur so lange funktioniert, wie
es von der Gesellschaft akzeptiert wird.
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