Endlich bekommt die Debatte um Integration das
Maß an Sachlichkeit, das sie so dringend braucht. Zumindest, was die
Anwerbung von Fachkräften angeht. Durch den Vorschlag nämlich, für
Zuwanderer ein Punktesystem einzuführen. Nur wer Anforderungen an
Bildung, Berufsqualifikation und Sprachkenntnisse erfüllt, darf sich
in Deutschland niederlassen. Das ist fair, das ist berechenbar, das
ist längst überfällig.
Selbst aus den Reihen der CDU wird der Ruf nach solch einem System
laut(er). Aus einer Partei, die ansonsten zu weiten Teilen so
vehement darauf pocht, dass Deutschland mitnichten ein
Einwanderungsland sei. Ein Land, dass für Migration ein verlässliches
und verbindliches System implementiert, signalisiert damit, dass es
Einwanderer braucht – und sie auch willkommen heißt. Ein
Erkennungsmerkmal für ein Einwanderungsland.
Es geht dabei in erster Linie nicht darum, für mehr Einwanderung
nach Deutschland zu sorgen, sondern darum, verbindliche Regeln für
Migration festzulegen. Das, was FDP-Wirtschaftsminister Rainer
Brüderle „geordnete Zuwanderung“ nennt. Angesichts von
hunderttausenden fehlenden Fachkräften – vor allem im Mittelstand –
kein frommer, sondern ein dringend notwendiger Wunsch.
Wer behauptet, ein Punktesystem torpediere den deutschen
Arbeitsmarkt, so wie es CSU-Generalsekretär Dobrindt in
populistischer Manier macht, schürt damit gezielt Ängste von
Menschen, die sich durch Zuwanderung in ihrer beruflichen Existenz
bedroht fühlen. Die angepeilte Vollbeschäftigung und die Einwanderung
von qualifizierten Arbeitskräften haben nichts miteinander zu tun.
Das zeigt schon die Tatsache, dass sogar in Zeiten der
Wirtschaftskrise Fachkräfte knapp waren.
Das Punktesystem hat übrigens auch einen Nebeneffekt. Wer sich
hochqualifizierte Einwanderer ins Land holt, die darüber hinaus auch
noch ein Mindestmaß an Sprachkenntnissen mitbringen, braucht sich bei
dieser Gruppe um Integration, besser: um mangelnden
Integrationswillen, nicht groß zu kümmern. Wer unsere Sprache
spricht, bei uns Geld verdienen will und kann und sich auch noch
willkommen fühlt, wird sein Dasein kaum in kultureller Isolation
verbringen wollen.
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