Die deutsche Fußball-Bundesliga ist im
internationalen Vergleich ein Premium-Produkt: Die durchschnittlichen
Zuschauerzahlen sind deutlich höher als in England, die Karten sind
bezahlbar, die Spannung ist viel höher als in Spanien, und die
Italiener versinken mit ihrem Nationalsport in einem Sumpf aus
Korruption und Wettbetrug.
Deutschland ist also eine Insel der Seligen, könnte man meinen.
Doch das schöne Hochglanzbild, über Jahre transportiert durchs
Fernsehen wie durch Printmedien, bekommt deutliche Risse. Die
hässlichen Szenen aus Dortmund, als Gewalttäter, die sich als Fans
bezeichnen, sich miteinander und mit Polizeibeamten prügelten, sind
nur ein weiteres Fanal. Es ist höchste Zeit zum Gegensteuern.
Dabei gibt es keine Patentrezepte. Natürlich ist es auch ein
gesamtgesellschaftliches Problem, wenn es Gewalt rund um Stadien
gibt. Aber Deutschland ist nicht Griechenland oder Spanien, hier sind
die Arbeitslosenzahlen vergleichsweise gering. Die Gesellschaft ist
nicht verroht, wie etwa in Teilen Italiens, wo die staatliche
Autorität nichts gilt.
Die Vereine haben in den vergangenen Jahren deutlich mehr in
Fanprojekte investiert, als dies Clubs in anderen Ländern getan
haben. Sie haben aber nur noch begrenzten Zugriff auf ihre Anhänger.
Die tragen das oft sehr teuer erworbene Fan-Trikot nicht als
Bekenntnis zum Verein, sondern als Abgrenzung zum Konkurrenten. Der
wird mit Hass verfolgt – so ist es auf dieser primitiven Ebene
zwischen Schalke und Dortmund, zwischen Köln und Gladbach und so
weiter. Aus Derbys werden so Schlachten – erbärmlich.
Fußball ist in Deutschland ein nationales Anliegen, nur deshalb
stellt der Staat Wochenende für Wochenende kostenlos Polizisten zur
Verfügung. Dann darf er auch die Regeln bestimmen. NRW-Justizminister
Thomas Kutschaty hat nun einen Weg gefunden, wie er den Gewalttätern
im Trikot beikommen will: Er will sie durch die Gerichte
sanktionieren lassen. Tatsächlich hätte ein Stadionverbot,
ausgesprochen durch Richter, ein deutlich anderes Gewicht als ein
Verweis durch den Verein. Dazu als Ergänzung die Instrumente
Führerscheinentzug oder gemeinnützige Arbeit – der Hooligan hätte
eine klare Ansage: Die Gesellschaft toleriert keine Gewalt, auch
nicht beim Fußball.
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