Wolfgang Bosbach und Karl Heinz Däke sind
honorige Männer. Christdemokrat der eine und Präsident des
Steuerzahlerbundes der andere, nehmen sie kein Blatt vor den Mund,
wenn ihnen etwas gegen den Strich geht. Genau das wird geschehen,
wenn der Bundestag dem neuen Milliardenpaket der Europäischen Union
zur vermeintlichen Rettung Griechenlands und zum Wohle der Banken
zustimmt. Bosbach und Däke kämpfen auf verlorenem Posten. Auch das
zeichnet sie aus, zumal Bosbach sich nach seinem Nein im Bundestag
zum Rettungsschirm üble Beschimpfungen von Kanzleramtsminister
Pofalla (CDU) hatte anhören müssen. Doch der Mann aus dem Bergischen
kippt nicht um. Und er tut gut daran. Es ist schlicht die Wahrheit,
dass Deutschland und Europa mit ihren Überweisungen nach Athen gutes
Geld schlechtem hinterherwerfen. Und es stimmt auch, dass die
Steuerzahler am Ende die Kühe sind, die für das großzügige Geschenk
gemolken werden. Dass sich hierzulande dagegen kein Protest regt,
liegt schlicht an der Tatsache, dass für Griechenland die Steuerlast
für den Einzelnen nicht erhöht wird. Wehe, die Bundesregierung
beschlösse einen Hellas-Soli, dann wären sicher auch in Berlin,
Düsseldorf oder Wuppertal die Straßen voll von Demonstranten. Aber
soweit kommt es nicht. Die Liquidität der Bundesrepublik ist groß
genug, die neuerlichen Milliarden für Athen zu tragen. Und auch, wenn
dieses zweite Hilfspaket laut Däke erstmals dazu führen wird, dass
Deutschland nicht nur für Milliarden bürgt, sondern auch echte
Milliarden bezahlen muss, dürfte sich der Widerstand gegen die
Subvention Griechenlands in Grenzen halten. Das ist trotz der
berechtigten Kritik von Däke und Bosbach auch gut so. In Wirklichkeit
geht es nämlich nicht um Griechenland. Es geht auch nicht darum,
Athen vor der endgültigen Pleite zu retten. Der Euro-Raum
funktioniert auch ohne die Griechen – aber erst, wenn Italien,
Spanien und Portugal den Pleitegeier dauerhaft verscheucht haben. Bis
dahin muss Griechenland über Wasser gehalten werden. Mit viel Geld
erkaufen Deutschland und Europa sich Zeit. Sie zahlen Milliarden für
eine Versicherung gegen Flächenbrand. Und das ist, um es mit der
Kanzlerin zu sagen, alternativlos.
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