Wer heute durch Deutschland fährt oder durch
Berlin spaziert, muss schon gezielt suchen: nach der Mauer, die unser
Land und seine Hauptstadt fast 28 Jahre lang geteilt hat. Vielen
inzwischen Erwachsenen, die beim Fall der Mauer fünf Jahre und jünger
waren, muss man die Symbolkraft der Mauer erklären: Sie stand für die
Teilung Berlins, Deutschlands und Europas. Sie hat Familien zerstört,
Menschen ihrer Freiheit beraubt, Hunderte das Leben gekostet. Hinter
dieser Mauer wurden Deutsche ausspioniert, gedemütigt und gefoltert.
Millionen Bürgern wurde ihre Bewegungsfreiheit vorenthalten, die
Chance der persönlichen Entwicklung versagt, die Teilhabe am
Fortschritt verwehrt. Das Regime wollte seinen Leuten diktieren, was
sie zu denken, zu wollen, zu tun und zu lassen haben. Das ist am Ende
gründlich misslungen.
Gewiss, viele Deutsche jenseits der Mauer haben trotz allem ihr
Leben gelebt – man hat schließlich nur das eine. Sie blendeten, wenn
es ging, den zynisch so genannten „anifaschistischen Schutzwall“ aus
ihren Gedanken aus. Und sie richteten sich ein in ihrer Republik, die
den Namen nicht verdient hatte. Die Kraft dieser Ostdeutschen ist
bewundernswert. So, wie auch die Leistung der Westdeutschen, die für
den Aufbau Ost hunderte Milliarden Euro aufgebracht haben.
So ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder Deutsche in Ost
und West, wenn sie entsprechend gezielt befragt werden, zur Antwort
geben, dass sie sich „manchmal“ die Mauer zurückwünschen. Menschen,
die noch Bilder vor Augen haben, wie verzweifelte Berliner aus
Fenstern entlang der Mauer gesprungen sind, wie Mauerflüchtlinge als
Leichen davongetragen wurden und wie eiskalt-entwürdigend die
Grenzabfertigung der DDR-Besucher ablief, werden solche Aussagen
nicht unterschreiben.
Und dann sind da noch die Phantasten um Gesine Lötzsch von der
Linkspartei, die den Bau der Mauer zur historisch „zwingenden
Notwendigkeit“ nach dem Zweiten Weltkrieg erklären. Als wäre es nicht
eine Vorgängerorganisation ihrer Partei gewesen, die heute vor 50
Jahren daranging, Menschen einzumauern, damit sie nicht vor ihrer
SED-Diktatur davonlaufen.
Wer heute durch Berlin spaziert, kann sich das kaum noch
vorstellen. Und das ist gut so.
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