Westdeutsche Zeitung: Nach Geisterfahrer-Unfällen sucht die Politik Lösungen = von Peter Lausmann

Die Bilder von Autowracks und von Autobahnen,
die zu Trümmerlandschaften geworden sind, nehmen in diesen Wochen
drastisch zu. Das ist eine Frage der Perspektive: Unfälle mit
Geisterfahrern erfahren immer eine besondere Aufmerksamkeit. Sie
unterscheiden sich von anderen Verkehrsunfällen, weil man eines nicht
ausschließen kann: dass der Verursacher mit Absicht gehandelt hat.
Deshalb ist die Öffentlichkeit besonders sensibel für dessen
Schicksal und das seiner Opfer. Statistisch gesehen ist die
Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall mit einem Geisterfahrer
verwickelt zu werden, zwar sehr gering. Doch Statistik ist eine Sache
für den Kopf. Im Bauchgefühl fährt in diesen Tagen bei vielen die
Angst mit. Da hilft es auch nicht, dass die Autos auf deutschen
Straßen heute technisch so sicher wie nie sind. ABS,
Abstandsassistent, Airbag und viele andere Entwicklungen unterstützen
den Fahrer rundherum. Doch eine Schwachstelle bleibt: der Fahrer
selbst. Alle Technik hilft nicht mehr, wenn das Problem hinter dem
Steuer an Übermüdung oder Selbstüberschätzung leidet. Dagegen
betreibt die Regierung seit Jahren Aufklärung mit schockierenden
Plakaten an den Bundesautobahnen. Manchen hat es vielleicht ins
Grübeln gebracht – aber längst nicht alle, wie die Unfallstatistik
und Polizeiberichte regelmäßig zeigen. Es ist deshalb so richtig wie
wichtig, dass die Behörden nach weiteren Möglichkeiten suchen, um
Unfälle zu vermeiden. Konzepte aus den Nachbarländern, wie die
Neon-Schilder in Österreich, können dabei eine Hilfe sein. Und wenn
sie nur ein Leben mehr retten, hätte sich die Investition schon
gelohnt. Jedoch gibt es auch im Straßenverkehr kein Allheilmittel
gegen Unfälle mit Geisterfahrern. Die auffälligsten Schilder und
Kampagnen nutzen sich mit der Zeit ab, weil sie zur Gewohnheit
werden. Der Kampf gegen Unfälle ist deshalb immer ein Kampf um die
Aufmerksamkeit der Fahrer und um ihre Vernunft. Mit immer neuen
Mitteln. Gegen Geisterfahrer wirkt aber auch das nicht, wenn sie mit
Vorsatz handeln. Denn gegen Drogenrausch, lebensgefährliche Mutproben
oder gar Suizid helfen auch keine Schilder oder Bodenkrallen.
Absolute Sicherheit wird es nicht geben.

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de