Sieben Millionen Afghanen haben am Samstag ihr
Leben riskiert, nur um von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu
machen. Die Beteiligung von mehr als 60 Prozent an der Stichwahl um
das Präsidentenamt ist für die radikalislamische Taliban eine
Niederlage – und für Wahlverweigerer in Deutschland ein Grund zum
Nachdenken. Denn Aufständische hatten alle mit dem Tode bedroht, wenn
sie sich an der Abstimmung beteiligen würden.
Viel zu viele Mutige haben zu spüren bekommen, dass die Taliban
keineswegs nur leere Drohungen ausstoßen. Einigen Wählern fehlt nun
ein Finger. Dieser wurde ihnen von Taliban-Aktivisten abgeschnitten.
Zudem sind am Wahltag mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen. Diese
Grausamkeiten lassen erahnen, was dem Land nach einer Machtübernahme
durch die Taliban blühte. Das wissen auch viele derjenigen, die ihre
Stimme abgegeben haben. Sie wollen Zukunft, keine Vergangenheit.
Für den nächsten Friedensnobelpreis soll es schon zahlreiche Namen
geben. Die Afghanen, die zur Wahl gegangen sind, hätten diese
Auszeichnung wahrlich verdient.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261