Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Plagiatsvorwürfen gegen Annette Schavan

Noch haben erst der Gutachter und der Prodekan
ein Urteil gefällt, nicht die Düsseldorfer Universität selbst.
Trotzdem wäre es eine Riesenüberraschung, würde Angela Merkel mit
Annette Schavan als amtierende Bildungsministerin in den
Bundestagswahlkampf gehen. Denn wie wollte der Fakultätsrat jetzt
noch eine abweichende Entscheidung begründen? Vieles könnte man
Schavan 32 Jahre nach der Promotion verzeihen: ungeschickte
Formulierungen, falsche Interpretationen und in Einzelfällen auch
schludriges Zitieren. Das Gutachten aber spricht von »absichtlicher
Täuschung«. Und das ist in jedem Fall unverzeihlich. Ein
Noch-einmal-darüber-Hinwegsehen verbietet schon das Amt, das die Frau
Noch-Doktor bekleidet. Als Gesprächspartnerin für Universitäten und
Schulen ist sie von nun an untragbar. In der Promotionsaffäre ihres
früheren Kabinettskollegen Karl Theodor zu Guttenberg hat Schavan
frühzeitig deutlich gemacht: So nicht. Ihr Urteil war damals richtig.
Es ist heute nicht plötzlich falsch, selbst wenn der Freiherr noch
dreister geschummelt haben sollte als sie selbst.

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