Die ersten 24 Stunden Ruhe in Nahost waren
gestern Abend fast eine Sensation. Nach einer Woche Raketenhagel
beiderseits der Grenze zum Gaza-Streifen scheint die neue Stille
unwirklich. Denn: die bange Frage nach der Dauer des
Waffenstillstands kann niemand beantworten. Man täusche sich nicht in
dem gestern ziemlich voreilig als Friedensstifter gefeierten Mohammed
Mursi. Der ägyptische Präsident und dessen Muslimbrüder haben nicht
ohne Druck der USA die Radikalislamisten in Gaza gebremst. Erst die
kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob Vorschusslorbeeren
gerechtfertigt sind. Letztlich hat die Hamas, deren Führung gestern
schon wieder zum Heiligen Krieg aufrief, Kairo in der Hand. Sobald
nämlich unberechenbare Raketenbastler aus dem Gazastreifen zum
üblichen Beschuss Israels mit geringer Reichweite zurückkehren,
verliert Ägypten seine neue Bedeutung. Israel müsste reagieren.
Doppelte Standards, wonach Nadelstiche zulässig, aber Raketen auf Tel
Aviv ein Kriegsgrund wären, kann Benjamin Netanjahu nicht zulassen.
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