Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Online-Angriffen

Es schien, als sei Deutschland gegen
Online-Angriffe gewappnet, als Innenminister Hans-Peter Friedrich
(CSU) im Juni das »Nationale Cyber-Abwehrzentrum« in Bonn eröffnete.
Doch der martialische Name hat mehr Buchstaben als Mitarbeiter: Ganze
zehn Beamte sind dort beschäftigt, und die vermögen nun anscheinend
nicht einmal, die Größe des Lecks einzuschätzen, durch das Hacker aus
einem zentralen Polizeicomputer sensible Fahndungsdaten abgesaugt
haben. Es ist bezeichnend, dass der Innenminister als
Hauptverantwortlicher das Wochenende über auf Tauchstation geblieben
ist, während immer neue Details ans Licht kamen. Offenbar fehlt ihm
der Überblick über das Ausmaß der Affäre. Ja, es ist eine Affäre,
denn das Datenleck Hackern anzulasten ist zu einfach. Stimmen die
Vorwürfe, haben Beamte grundlegende Vorschriften beim Einrichten und
Betrieb des Servers missachtet. Wer so fahrlässig mit Daten umgeht,
muss sich nicht wundern, wenn er mit Forderungen wie nach der
Vorratsdatenspeicherung auf Granit beißt. Die Sicherheitsbehörden
haben Vertrauen verspielt.

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