FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle ist immer für
eine Überraschung gut. Diesmal überrascht er sogar die eigene Partei.
Kurzerhand erklärt er den Dauerzank ums Betreuungsgeld für beendet
und verkündet Wohltaten fürs Wahlvolk. Auch der Union steht vor
Staunen der Mund offen. Was mag Brüderle bloß geritten haben, die
Parteiräson in derart grober Form mit Füßen zu treten? Ein möglicher
Grund sind die noch weiter abgesackten Umfragewerte. Als
Neinsagerpartei kann die FDP nun einmal nicht punkten. Die von
Parteichef Philipp Rösler versprochene Lieferung politischer Erfolge
steht noch immer aus. Nun lässt Brüderle den Lieferwagen zumindest
schon einmal warmlaufen. Das führt zum zweiten möglichen Grund:
Brüderle hat deutlich gemacht, wer in der FDP die Hosen anhat.
Parteichef Rösler hätte nach dem Koalitionsgipfel am 4. November wohl
gern selbst den Durchbruch verkündet. Diese Schau hat ihm Brüderle
nun mindestens schon zur Hälfte gestohlen. Einen derartigen Affront
wagt nur, wer den Kampf sucht. Rösler stehen unangenehme Wochen
bevor.
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