Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Uli Hoeneß

Die Woche endete im Fall Uli Hoeneß wie sie
begann: mit einem Kracher. Erst gab es am Montag ein überschießendes
Geständnis, am Freitag zeigte der Bayern-Präsident dann Reue,
verzichtete auf die Revision und sitzt demnächst seine Strafe im
Gefängnis ab. Respekt, Herr Hoeneß. Es entwertet den Schritt nicht,
dass es dazu keine Alternative gab, wollte er sein Lebenswerk, den FC
Bayern München, nicht weiter schädigen. Auch der Rücktritt als
Präsident ist ein letzter Dienst des Weltmeisters von 1974 am
Rekordmeister. Denn was hätte eine von Hoeneß“ Verteidigung
angestoßene Revision für den deutschen Vorzeigeklub bedeutet? Ein
monatelanges Zittern: Ist da noch was? Was machen die Sponsoren? Das
konnte Hoeneß nicht wirklich wollen. Die Ambivalenz, die Hoeneß in
dieser Woche zeigte, ist allerdings nicht neu bei ihm. So richtig zu
fassen bekam man den Ex-Stürmer eigentlich nie. Berechenbar
unberechenbar war der Kumpel von Paul Breitner schon immer. Knallhart
im Geschäft – Abteilung Attacke, wenn sein FCB angegriffen wurde.
Christoph Daum wurde von ihm als Bundestrainer-Kandidat brutal
weggegrätscht. Aber es gab auch das Benefizspiel des Intimfeindes aus
dem Franz-Josef-Strauß-Land bei den Linken von St. Pauli, Hilfe für
verdiente Spieler, die in ihrem Nachfußballleben (Gerd Müller)
abzustürzen drohten, Unterstützung auch für Brandstifter Breno. Dazu
noch die Millionen, die er spendete, ohne damit hausieren zu gehen.
Das alles macht ihn nicht zum Heiligen. Dazu wurde in dieser Woche zu
deutlich, dass Hoeneß in einer Lebensphase die Kontrolle über sein
Handeln verloren hat. Dafür wird er jetzt zahlen. Wohl noch
mindestens 30 Millionen Euro. Das kann selbst diesem Großverdiener
nicht Wurst sein. Auch die Familie wird in den letzten Monaten selten
Hurra geschrien haben über das, was der Hausherr sich so geleistet
hat. Sie wird ihm deshalb gesagt haben: Wenn du nicht jeden Respekt
verspielen willst, dann stellst du dich. In der Nachspielzeit gibt es
nichts mehr zu retten. Das hat er erkannt – kurz vor dem Abpfiff.

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