Jetzt ist es geschehen. Ägyptens Präsident
Mohammed Mursi hat dasselbe getan wie sein gestürzter Vorgänger Husni
Mubarak: Er hat seine Anhänger auf Demonstranten gehetzt. Das
Ergebnis sind hunderte Verletzte. Vor allem aber: Mursi hat
zugelassen, dass auf die Anhänger des arabischen Frühlings geschossen
wurde. Es hat Tote gegeben und – genau so wie früher – müssen
Streiter für Toleranz und Demokratie um ihr Leben fürchten. Noch weiß
niemand, wohin das führt. Manche meinen, jetzt beginne erst die
richtige Revolution. Eine solche Analyse unterstellt Furchtbares,
dass nämlich Europas schreckliche Erfahrungen mit der Guillotine in
der französischen und den Blutbädern in der russischen Revolution
Nordafrika noch bevorstehen. Niemand kann das wollen. Aber was
bleibt? Die Strategie der Friedliebenden – Gespräche, Vermittlung und
gewaltloser Widerstand – hat keine Chance mehr. Zu viel Radikalität
liegt in der Luft. Der zunehmend isolierte Muslim-Präsident findet
ganz offenbar nicht mehr aus der Sackgasse, in die er sich durch
Staatsstreich und Radikalisierung seiner Anhänger manövriert hat.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261