Ist die Europäische Union würdig, mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichnet zu werden? Auch am Tag der
feierlichen Verleihung war die Entscheidung des Nobelpreiskomitees
immer noch mit einem Fragezeichen versehen. Mehr noch. Gerade der
gestrige Festakt in Oslo war geeignet, die Vorurteile der Skeptiker
zu erfüllen. Wir sahen Bilder und Szenen der scheinbar immer gleichen
Staats- und Regierungschefs, wie wir sie von zahllosen Gipfeln in
ganz Europa kennen: ehrenhafte und gewiss kompetente Sachwalter ihrer
Völker, aber mehr auch nicht. Helden für den Frieden sehen gemeinhin
anders aus. Und dennoch hat die Europäische Union diesen Preis
verdient. Die tagtägliche Wahrnehmung verdrängt, dass hier einstige
Erzfeinde zusammen gefunden haben und dass hier Krieg und Verderben
keine Chance mehr haben. Die europäischen Staats- und Regierungschefs
standen gestern stellvertretend für eine große Idee und längst
verstorbene Gründerväter im Rampenlicht. Eindeutiger wäre es gewesen,
Europas Friedenstifter der ersten Generation auszuzeichnen.
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