Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Zugunglück in Spanien

Fest steht: Der Zug war zu schnell, als er die
Kurve kurz vor Santiago di Compostela nahm – viel zu schnell. Die
Tatsache, dass der Lokführer noch im Krankenbett unter dem Vorwurf
der Fahrlässigkeit festgenommen wurde, mag ein erster Hinweis auf
menschliches Versagen sein. Mehr aber auch nicht. Fest steht nämlich
auch: In Spanien sind Züge auf unterschiedlichen Schienensystemen
unterwegs – der Normalspur auf Hochgeschwindigkeitsstrecken sowie der
iberischen Breitspur. Beide Stränge laufen an einigen Stellen
ineinander über. So, wie am Unglücksort. Die Spurbreiten der Züge
werden dort automatisch angepasst. Das geht nur bei drastisch
gedrosseltem Tempo. Dieses Bremsmanöver hat es vor dem Unfall
offenbar nicht gegeben. Die Frage nach dem Warum indes ist noch nicht
geklärt. Hat der 52-Jährige geschlampt, eventuell sogar bewusst das
Tempo hoch gehalten oder hat es einen technischen Defekt am Zug
gegeben und/oder hat zudem das automatische Notbremssystem versagt?
Fest steht deshalb: Eine vorschnelle Schuldzuweisung darf es trotz
der Festnahme nicht geben.

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