Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Präimplantationsdiagnostik

Die Union ist mehrheitlich dagegen, die FDP
dafür. In der Frage der Präimplantationsdiagnostik gibt es eine
weitere Meinungsverschiedenheit innerhalb der Bundesregierung. In
diesem Fall ist die unwahrscheinliche Einigung auf einen gemeinsamen
Antrag aber weniger ein Problem als vielmehr eine Chance. Und zwar
eine Chance zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte darüber, ob
der Mensch alles nutzen darf, was die moderne Medizin ermöglicht.
Darf er sich zum Richter über künstlich befruchtete Embryonen
erheben, sie »entsorgen«, wenn sie nicht gesund sind? Die
Entscheidung darüber ist nichts, was die Regierungskoalition unter
einem falschen Verständnis von Geschlossenheit regeln sollte. So wie
für Eltern ist es eine Gewissensentscheidung jedes einzelnen
Abgeordneten, und die kann keine Kanzlerin oder kein Parteichef
vorgeben. Am Ende der Diskussion in Politik und Gesellschaft muss ein
Ergebnis im Parlament her, um die juristische Grauzone für Eltern und
Ärzte zu verlassen. Seit der BGH-Entscheidung vom Juli ist eine
Neuregelung unvermeidlich – aber nicht als Schnellschuss oder
Ergebnis politischer Taktiererei.

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