Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Vergabe des Literatur-Nobelpreises

Alle, die gestern vorsorglich das
Internet-Lexikon Wikipedia aufgerufen haben, um sich über den neuen
Literatur-Nobelpreisträger zu informieren, konnten den Computer um 13
Uhr wieder ausschalten. Mit dem Peruaner Mario Vargas Llosa wird 2010
ein Literat geehrt, dessen Lesegemeinde man nicht erst mit der Lupe
suchen muss. Vargas Llosa ist ein Großer. Und er ist ein Kosmopolit.
Seine Wurzeln stecken tief in lateinamerikanischem Boden. Wie andere
Schriftsteller aus der Region hat er keine Angst vor Leidenschaft.
Anders als manche modernen europäischen Autoren plappert und plaudert
er nicht im Unverbindlichen. Vargas Llosa durchschreitet auf dem Weg
zum Licht auch tiefe Abgründe. Zuerst links, später liberal schaffte
er es 1989 nicht auf den peruanischen Präsidentensessel. Macht
nichts. Der Platz zwischen den Stühlen ist für einen wie Vargas Llosa
angemessener. Selbst wenn es um die Gegnerschaft zu Folter und
Diktatur geht, wankt Llosa nicht. Sein »Fest des Ziegenbocks« ist
eine sehr gelungene, sehr spitze Abrechnung mit allen brutalen Machos
an der Spitze lateinamerikanischer Staaten.

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Andreas Kolesch
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