Westfalen-Blatt: Lammert warnt CDU-NRW vor Personal- statt Sachdebatte – Parteitag im Juni zu früh

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rät
seiner Partei, sich mehr Zeit zu lassen, um die schwere Wahlschlappe
in Nordrhein-Westfalen aufzuarbeiten. Erforderlich sei eine
strategische Neuorientierung.

Dem in Bielefeld erscheinenden WESTFALEN-BLATT (Donnerstagausgabe)
sagte er: »Das Risiko der jetzigen Personaldebatte besteht darin,
dass einmal mehr eine neue personelle Aufstellung anstelle der
Aufarbeitung der Ursachen dieses deklassierenden Ergebnisses
stattfindet.« Lammert hält es für übereilt, bereits auf dem am 30.
Juni stattfindenden Sonderparteitag die Nachfolge des zurückgetreten
Landesvorsitzenden Norbert Röttgen zu regeln.

Lammert sagte dem WESTFALEN-BLATT: »Ich persönlich hätte mir
gewünscht, dass wir uns für diese Frage mehr Zeit gelassen hätten.«
Er selbst habe noch am Wahlabend in Düsseldorf seine Partei davor
gewarnt, so der seit 1966 in der CDU engagierte Bochumer. Bereits
nach der Abwahl von Jürgen Rüttgers 2010 sei es versäumt worden, sich
mit den thematischen Gründen, Wählerwanderungen und anderen
demoskopischen Ursachen in aller Breite auseinanderzusetzen. Lammert:
»Die eigentliche Dimension dieser Niederlage wird darin deutlich,
dass in zwei aufeinanderfolgenden Wahlen und durch die verkürzte
Legislaturperiode in nur sieben Jahren das CDU-Ergebnis von 44 auf 26
Prozent abgestürzt ist. Deshalb ist die wirklich strategische
Neuorientierung nicht mit einer schnellen Personalentscheidung und
schon gar nicht alleine zu lösen.«

Die CDU habe Chancen Volkspartei zu bleiben, sagte Lammert. Sie
müsse aber auch ihrem 150 000 Mitgliedern, die überwiegend nicht
Berufspolitiker seien, Raum geben, notwendige Debatten zu führen.

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