Westfalenpost: Ein verlorenes Lächeln Von Joachim Karpa

Zufrieden lächelt Anders Breivik nach der
Urteilsverkündung: Er hat bekommen, was er gewollt hat: Gefängnis
statt Psychiatrie. Der Massenmörder hält die Entscheidung des
Gerichts für einen Sieg. Er hält sich auch für einen militanten
Nationalisten, nicht für einen Verrückten, der aus Güte und nicht aus
Boshaftigkeit gehandelt haben will, für einen Soldaten, der von
notwendigen Morden spricht, um einen Kampf der Kulturen in Europa zu
verhindern. 77 Opfer für einen Krieg in seinem Kopf. Dass Breivik
nicht alle Tassen im Schrank hat, darüber bestand nie Zweifel,
vielmehr war seine Zurechnungsfähigkeit im juristischen Sinne
umstritten.

Genugtuung über das Urteil gibt es nicht. Zu
groß sind Trauer und Schmerz der Angehörigen der Opfer.
Unerträgliche und kräftezehrende Wochen und Monate der Trauer liegen
hinter ihnen. Die Kritik, dem Attentäter im Gericht eine Bühne für
seine menschenverachtenden Ansichten zu bieten, ist verstummt.
Akribisch bis ins letzte grausame Detail rollte der Prozess das
Massaker auf. Eine faire Verhandlung, die mustergültig gezeigt hat,
wie eine Demokratie mit dem Bösen umgeht und es so entwaffnet. Das
Land ist über das Ende der Akte Breivik erleichtert. Auch wenn das
Trauma von Utöya bleibt, für die Gesellschaft kann es der Anfang
eines Endes sein. Das verlorene Lächeln hilft dabei.

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