Westfalenpost: Gerade einmal eine kleine Geste Von Nina Grunsky

Was sind schon 5000? Gemessen an insgesamt zwei
Millionen Menschen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat Syrien auf der
Flucht sind. Gemessen an 700 000 Bedürftigen, die allein im
kleinen, armen Libanon Unterschlupf gefunden haben. Gemessen an
77 000 Asylbewerbern, die im vergangenen Jahr in Deutschland
einen Antrag gestellt haben – viele von ihnen aus osteuropäischen
Ländern, in denen derzeit kein Krieg tobt.

5000 Flüchtlinge, das sind gemessen an der menschlichen
Katastrophe in Syrien wohl kaum zu viel. Das ist gerade einmal eine
kleine Geste. Die ersten 110 von ihnen dürfen nun kurz vor der Wahl
in die Bundesrepublik kommen. So dass die Opposition kurz vor der
Wahl öffentlich fordern kann, mindestens zehn Mal so viele
aufzunehmen. Für den Stimmenfang allerdings darf dieses Thema nicht
missbraucht werden.

Dennoch darf gefragt werden, warum Deutschland 5000 Flüchtlinge
auswählt, zugleich aber 40 000 Syrern, die bereits hier im Land
leben, unüberwindliche Hürden in den Weg legt, ihre Verwandten, um
die sie fürchten müssen, für eine Zeit lang hierher zu holen, für sie
zu sorgen und auch zu bürgen.

Besser wäre es natürlich, den
Menschen könnte vor Ort, noch in ihrer Heimat oder zumindest in der
Region geholfen werden. Wenn eine Hilfsorganisation wie das Deutsche
Rote Kreuz für Syrien so viele Spenden bekämen, wie damals für die
Erdbebenopfer in Haiti (32,7 Millionen Euro), wäre man diesem Ziel
vielleicht ein kleines Stück näher. Für die Opfer des Bürgerkriegs in
Syrien aber haben wir im ganzen Jahr 2012 nach DRK-Angaben gerade
einmal 200 000 Euro gegeben.

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