Westfalenpost: Herr, befreie uns von Eiferern Von Stefan Hans Kläsener

Der eine Bischof sieht eine Christenverfolgung in
Europa, der andere beklagt eine krankhafte gesellschaftliche
Abwehrhaltung gegen alles Katholische. Im Fernsehen quasseln selbst
ernannte Experten und spielen sich als katholische Tea-Party auf. Ein
leibhaftiger Kardinal verwechselt Abtreibung mit Empfängnisverhütung,
findet aber die Größe, seinen Fehler wenig später einzugestehen. Die
Bischofskonferenz beauftragt einen Kriminologen, den nicht alle
Experten für seriös halten, mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle –
und trennt sich unter Geschrei von ihm. Kurz: Das Bild, das die
deutsche katholische Kirche bildet, sieht derzeit arg nach
Aschermittwoch aus.

Die Geduld der großen, wenn auch kleiner werdenden Menge der
loyalen Katholiken wird damit arg strapaziert. Und die Kirchenbasis,
zu der auch die stark beanspruchten Priester und Diakone,
Gemeindehelferinnen und Ehrenamtlichen gehören, fühlt sich der
Glaubensfreude beraubt und geht in einen ständigen Verteidigungsmodus
über.

Zur Resignation besteht aber kein Anlass. Das Volk Gottes ist die
Kirche, und innerhalb dieser Gemeinschaft gibt es nur Diener. Das
sagte einst ein Konzil, und das kann nicht irren. Also frisch
geglaubt und gebetet. Zum Beispiel: Herr, befreie uns von den
Eiferern.

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