Das war kein launiges Party-Gerede, das war ein
echter Warnschuss: Was Deutschlands zweithöchster Repräsentant vor
einer durchaus gewichtigen Medien- und Politikerrunde da in Berlin
den Öffentlich-Rechtlichen förmlich um die Ohren gehauen hat, ist
schon recht bemerkenswert.
Norbert Lammert sieht offenbar den Qualitätsanspruch bei ARD und
ZDF in Gefahr. Verantwortlich macht der Bundestagspräsident dafür die
seiner Meinung nach stetig steigende Sucht nach der größtmöglichen
Einschaltquote. Dies jedoch sei nur die legitime Sichtweise der
privaten Sender auf ihre nämlich komplett werbefinanzierten Produkte.
Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien ist aber eben nicht die
bloße Quotensteigerung, und genau deshalb werden sie ja auch mit den
Zwangsgebühren mehr als üppig ausgestattet.
Dabei stellt sich der Bundestagspräsident ganz gewiss kein
abgehobenes Kunst-Fernsehen jenseits jeglicher Breitenakzeptanz bei
ARD und ZDF vor. Wohl aber ein erkennbares und selbstverpflichtendes
Niveau, das sich deutlich vom Billigfernsehen der anderen Anbieter
unterscheidet. Die Intendanten und ihre Gremien sind gut beraten, die
für sie vielleicht überraschende Politschelte nicht auf die leichte
Schulter zu nehmen.
Auch wenn sie ihre so bequeme Gebühren-Hängematte im Tagesgeschäft
über die Jahrzehnte hinweg selbstverständlich wie gottgegeben
interpretiert haben: Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Anrecht
darauf, dass mit ihrem eingezogenen Geld im besten Sinne achtsam und
wertbewusst umgegangen wird. Es ist gut, dass Norbert Lammert wieder
einmal daran erinnert hat. Fernsehgebühren sind kein Naturrecht. Das
sollten vor allem jene bedenken, die bislang so gut davon leben.
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