Westfalenpost: Kommentar zu Bildung/ Schulleiter ist heute ein eigener Beruf /Pädagogische Manager /Von Torsten Berninghaus

Viel Ärger, wenig Geld. Keiner will mehr Rektor
werden in NRW. Besonders an Grundschulen. Das Phänomen ist nicht neu.
Allein die Gründe scheinen sich zu verschieben. Klagten die
Schulleiter in der Vergangenheit zumeist über aufsässige Schüler,
nervende Eltern und streitende Kollegien, so scheinen aktuell die
großen bürokratischen und damit verbundenen zeitlichen Belastungen
Hauptgründe dafür zu sein, dass Rektorenstellen angeboten werden wie
sauer Bier. Tatsächlich prasseln auf die Pädagogen in
Leitungsfunktion immer neue Probleme ein: Übermittag-Betreuung,
Offener Ganztag, Qualitätsanalyse, zentrale Prüfungen und
Personalentwicklung. Für diese Aufgaben sind die einstigen Mathe-
oder Deutschpauker nicht ausgebildet. Und sie fühlen sich dafür
offenbar auch nicht präpariert. Auf jeden Fall sind die
Rahmenbedingungen des Jobs nicht dergestalt, dass jedermann den
Verlust an Freizeit gern in Kauf nimmt, um sich an die Spitze einer
Schule zu stellen. Das sollte Politik und Schulbehörden zu denken
geben. Es reicht eben nicht, unter dem Stichwort
„eigenverantwortliche Schule“ Aufgaben, die einst bei der
Bezirksregierung erledigt wurden, auf die Schulen zu übertragen.
Vielmehr sollte man verstehen: Schulleiter sind Manager mit
pädagogischer Führungskompetenz. Und so sollte man sie auch behandeln
– und bezahlen.

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