Westfalenpost: Kommentar zu Kirche / Katholikentag / Misstöne gehören wohl zum Katholikentagsgeläut / Von Andreas Thiemann

Misstöne zum Auftakt von Katholikentagen sind nicht
ungewöhnlich. Viele Bischöfe beobachten das Laientreiben mit einem
unverhohlenen Argwohn; manche von ihnen lehnen es einfach ab, an dem
Treffen teilzunehmen. In diesem Jahr hat der Kölner Kardinal Meisner
das Wesen der Katholikentage abseits der katholischen Mitte verortet,
offenbar aus der Überzeugung heraus, hier werde die kirchliche
Einheit in Frage gestellt. Tatsächlich gibt das Motto des viertägigen
Veranstaltungsmarathons in Mannheim – „Einen neuen Aufbruch wagen“ –
durchaus Anlass zur Sorge – wenn man sich denn deutlich gegen
Veränderungen positionieren möchte. Entsprechend hitzig und trotzig
fallen die ersten Reaktionen der Gescholtenen zur Meisner-Kritik aus.
Sie sehen sehr wohl Handlungs-, beziehungsweise Veränderungsbedarf an
vielen Stellen des katholischen Lebens. Alois Glück, der Vorsitzende
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), beklagt in diesem
Zusammenhang wieder einmal die „mangelnde Gesprächs- und
Diskussionskultur“ in seiner Kirche. Sie glaubt er auch noch immer im
Zusammenhang mit der Aufarbeitung der sexuellen Missbrauchsfälle
auszumachen, was ihm und seinen Basis-Mitstreitern unverzüglich den
bischöflichen Zorn einbringt. Und Mannheim wird da ganz gewiss keine
Überzeugungswende bringen.

Pressekontakt:
Westfalenpost Hagen
Redaktion

Telefon: 02331/9174160