Westfalenpost: Kommentar zu Soziales/ Familien/ Familienbericht/ Ministerin will Großelternzeit einführen /Nicht ohne meine Oma /Von Nina Grunsky

Ohne Oma geht es nicht. Ohne Opa auch nicht. Das
wissen die berufstätigen Eltern kleiner Kinder schon lange. Und das
hat nun auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder
herausgefunden. Daher will sie eine Großelternzeit einführen. Oma und
Opa, die noch im Beruf stehen, sollen sich für zwölf Monate von der
Arbeit frei nehmen können. Einerseits eine charmante Idee:
Schließlich genießen Oma, Opa und Enkelkinder die Zeit miteinander
oft ganz besonders. Ihnen davon mehr einzuräumen, ist zweifelsohne
wunderbar. Zudem stehen die Großeltern meist am Ende ihrer
Karriereleiter, während die Eltern sich einen Kopf darum machen
müssen, ob die Auszeit berufliche Nachteile für sie – und das
Familieneinkommen – hat. Andererseits haben Arbeitnehmer zwischen 55
und 65 Jahren oft eine ganz andere Sorge: die eigenen,
pflegebedürftigen Eltern. Andererseits ist es der erklärte Wille der
Politik, die älteren Arbeitnehmer nicht mehr vorzeitig in die Rente
zu schicken, sondern möglichst lange im Berufsleben zu halten.
Andererseits wissen viele Ältere heute schon nicht, wie sie eines
Tages mit der kleinen Rente auskommen sollen. Eine Großelternzeit
würde diese weiter schmälern. Das Konzept der Ministerin ist also vor
allem eines: das Eingeständnis, dass es die Politik nicht schafft,
genügend Betreuungsplätze einzurichten. Ohne Oma geht es eben nicht.

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