Westfalenpost: Ostern – eine Nacht wider den Alltag

Feiertage wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten
haben ihre ganz eigene Stimmung. Uns geht das Leid anderer Menschen
irgendwie mehr unter die Haut als an anderen Tagen, den Alltagen.
Denken wir an das Leid der Eltern ertrunkener Kinder in Südkorea,
denken wir an den grausamen Überfall auf ein UN-Flüchtlingscamp im
Südsudan, denken wir an den verheerenden Brand im chilenischen
Valparaiso, denken wir an die Toten in der Ukraine und die quälende
Ungewissheit, was mit diesem Land eigentlich passieren soll, allen
gut gemeinten Vermittlungsbemühungen zum Trotz.

„Das Leid gehört zum Leben“ wäre ein Satz, der einem dann in den
Sinn kommt, und zugleich spüren wir, wie zynisch er ist. Den vom Leid
Betroffenen hilft er jedenfalls nicht, sie benötigen Mitgefühl und
Hilfe. Wer selber Leid erfahren hat, und das dürfte jeder Leser und
jede Leserin sein, weiß, dass von einer Minute auf die andere das
Leben eine Wendung nehmen kann. Dann steht man vor Fragen, auf die es
keine vorbereitbaren Antworten gibt.

Die Ostertage haben eine nochmals besondere Stimmung. Auch wer mit
der christlichen Glaubensüberzeugung wenig am Hut hat, kommt ja nicht
um die Tatsache herum, dass es an Ostern um Leid und um die Befreiung
von Leid geht. Es gibt kaum einen grässlicheren Tod als den am Kreuz.
Und es gibt kaum eine unglaublichere, unglaubwürdigere Erlösung vom
Leid als die Auferstehung. Was will uns das also sagen?

In der Osternacht zünden die Christen Kerzen gegen das Dunkel an.
Sie können nicht wissen, ob es eine Erlösung gibt. Sie glauben es
aber und nehmen es in den Alltag. Zumindest das kann die Welt heller
machen.

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