Westfalenpost: Papst / Ein Jesuit nennt sich Franz und lädt zur Wanderung ein Kommentar

Ein Jesuit nennt sich Franz und lädt zur Wanderung
ein Stefan Hans Kläsener zu Papst Franz I Gute Nacht – und schlaft
gut!“ Wann hat uns das ein Papst das letzte Mal gesagt? Uns fällt
Johannes Paul II. auf Heimatbesuch in Polen ein, als er übermüdet
noch einmal vor seine Herberge trat und die nicht enden wollende
Begeisterung seiner Landsleute damit stoppte, dass er sie in die
Betten schickte. Die denkwürdige Papstwahl ruft eine ganze Kette von
Assoziationen hervor Der Name: Ein Programm Nach dem heiligen Franz
von Assisi hat sich noch nie ein Nachfolger Petri benannt. Der
Ordensgründer aus der Toskana sang das Lied auf die Schöpfung, den
Sonnengesang, und verpflichtete seine Gefolgsleute auf bedingungslose
Armut. Gibt es ein stärkeres Zeichen für ein Pontifikat? Dieser Papst
wird ein Anwalt der Armen sein, wie er es auch als Erzbischof von
Buenos Aires war. „Vom anderen Ende der Welt“, so meinte er
humorvoll, hätten die Kardinäle den neuen Bischof von Rom geholt. Ein
deutlicher Hinweis, dass es mit der Dominanz der europäischen
Ortskirchen vorbei ist. Das Amt: Bischof von Rom Ortskirche ist das
Stichwort: Franziskus I. bat die Menschen auf dem Petersplatz und auf
der ganzen Welt um das Gebet für „den Bischof von Rom“. Dann betete
er mit der Menge. Ein Vater unser, ein Ave Maria. Und segnete sie.
Kein Hinweis darauf, dass er sich in der Tradition der strahlenden
Päpste mit ihrem manchmal triumphalistischen Auftreten sieht. Er ist
Erster unter Gleichen, Bischof unter Bischöfen, so wie es die frühe
Kirche unter einem Patriarchen des Abendlandes verstand. Ein
Ehrentitel übrigens, mit dem auch andere Konfessionen leben können,
zunächst die Orthodoxen, durchaus aber auch die Lutheraner Das
Selbstverständnis: Ein Pilger Anrührend ein anderes der wenigen
Worte, die Franziskus I. gestern Abend an die Gläubigen in aller Welt
richtete: Er wolle mit ihnen nun den „Camino“, den Pilgerweg der
Kirche von Rom beschreiten. Ein schönes Bild, das hervorragend zur
Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils passt. Die Kirche als
eine Gemeinschaft auf dem Weg, deren Hirte mitpilgert – das klingt
doch ganz anders als ein Selbstverständnis, in dem ein Kirchenlehrer
vor seine Schüler tritt und ihnen Glaubensgehorsam einimpft. Die
Evangelisierung, von der Franziskus I. sprach, geschieht also
unterwegs. Die Gläubigen sind zum Mitwandern eingeladen. Die
Spiritualität: Jesuitisch Kein Orden hat die katholische Kirche so
geprägt wie die Elitedenker der Jesuiten. Ein Orden, der seinen
Mitgliedern strenge geistliche Übungen abverlangt und eine
Berufsausbildung vor dem Theologiestudium wünscht. Nach dem
Intellektuellen Joseph Ratzinger sitzt also erneut ein Mann auf dem
Heiligen Stuhl, der einen scharfen Verstand mitbringt. Papsttreue
schwören die Jesuiten jedoch wie kein anderer katholischer Orden,
aber Papst war ein Jesuit noch nie. Und sie bringen eine gewisse
Schläue mit, wie folgender Kirchenwitz belegt: Ein Jesuit und ein
Franziskaner treffen sich beim Brevierbeten. Der Jesuit raucht. Sagt
der Franziskaner: „Rauchen beim Brevierbeten hat der Papst verboten!“
Sagt der Jesuit: „Was hast du ihn denn gefragt?“ – „Na, ob ich beim
Brevierbeten rauchen darf!“ – „Siehst du, lieber Bruder, und mir hat
er es erlaubt. Ich habe ihn gefragt, ob man beim Rauchen auch beten
darf.“

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