Im Rollator-Tempo scheint es nun, nach Jahren des
Stillstands, voranzugehen mit der Pflegereform. Dabei weiß die
Politik schon seit Langem, dass sie sich auf den Weg machen müsste.
Über den Pflegebedürftigkeitsbegriff hat man vor acht Jahren bereits
in der damaligen Großen Koalition debattiert – ohne Ergebnis.
Allenfalls zu einer Mini-Reform hat es die schwarz-gelbe Koalition
gebracht – wohl aus Angst vor den Kosten. Jetzt hat
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe grünes Licht gegeben, ein
neues System zu erproben: fünf Pflegegrade statt drei Pflegestufen.
Mit dem Ziel, dass Demenzpatienten nicht mehr so häufig durch das
Raster fallen. Das ist immerhin ein erster Schritt.
Ob damit jedoch Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen die
Hauptsorgen genommen werden, die sie haben, scheint fraglich. Egal ob
fünf Pflegegrade oder drei Stufen – sie werden sich auch in Zukunft,
manchmal mit dem Gefühl der Ohnmacht, der Prüfung des Medizinischen
Dienstes der Krankenkassen stellen müssen. Und der wird, das scheint
logisch, wie bisher im Sinne der Kassen nicht allzu großzügig
begutachten. An guter, unabhängiger Beratung für die Angehörigen und
Pflegebedürftigen fehlt es, wie der Sozialverband Deutschland gerade
erst kritisieren musste.
Weg vom entwürdigen Minutentakt in der Pflege wird man also auch
in Zukunft kaum kommen, selbst wenn nun „ganzheitlichere Kriterien“
gelten sollen. Denn für mehr Zeit ist nicht genug Geld da. Vor allem
aber nicht mehr Pfleger. 500 000 Vollzeitstellen werden in den
kommenden 20 Jahren fehlen, schätzen Experten. Und dennoch müssen die
Träger der Altenpflegerausbildung mit dem Land über den Fördersatz
für Schüler streiten. Das passt alles nicht recht zusammen.
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