Westfalenpost: Tarifeinigung imöffentlichen Dienst: Kommunen als Verlierer

Diese Tarifrunde im öffentlichen Dienst hat einen
Sieger: die Gewerkschaft Verdi und ihr Chef Frank Bsirske. Mit
kraftvollen Warnstreiks hat er ein schnelles Ergebnis erzwungen –
eines, dass sich vor allem für die klassische Verdi-Klientel lohnt:
für Krankenschwestern, Erzieherinnen, Müllmänner. 90 Euro mehr im
Minimum, das macht für die unteren Lohngruppen bis zu sechs Prozent
Plus aus. Den Betroffenen ist das zu gönnen.

Des einen Freud, des anderen Leid: Verlierer dieser Tarifrunde
sind die kommunalen Kämmerer. Jedenfalls die Mehrheit unter ihnen.
Natürlich müssen Städte und Gemeinden ein Interesse an einer
konkurrenzfähiger Entlohnung für ihre Beschäftigten haben. Der
Arbeitsmarkt hat sich längst gedreht, gut Qualifizierte können sich
ihre Arbeitgeber aussuchen. Im unteren Lohnsegment jedoch gilt das
meist noch nicht. 90 Euro mehr im Monat könnten hier den Unterschied
ausmachen: zwischen Selbermachen und Auslagern. Ein Busfahrer, der
nicht mehr für die Stadtwerke, sondern für ein privates Unternehmen
fährt, kostet eben meist deutlich weniger.

Damit birgt der Erfolg auch für Verdi Risiken. Denn dass der Bund
nach diesem Abschluss sein Herz für die Kommunen entdeckte und sie
finanziell deutlich (!) besser ausstattete, darauf deutet derzeit
wieder wenig hin. Dabei wäre genau das dringend erforderlich.

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