Es bleibt dabei: In Bayern gehen die Uhren anders.
Hier gewinnt die Partei die Landtagswahl, die am besten das
Mir-san-Mir-Selbstbewusstsein transportiert. Horst Seehofer hat mit
der keinesfalls überraschenden absoluten Mehrheit für die CSU ein
klares Votum für fünf weitere Jahre erhalten. Auch wenn 1918 in
Bayern die Monarchie abgeschafft wurde – der Freistaat wird von einem
Alleinherrscher reagiert, der ein meisterhaftes Gefühl für
Wählerstimmungen und Machtpolitik hat. Der genau weiß, wann er den
Stammtisch bedienen muss – siehe Pkw-Maut für Ausländer.
Seehofer half freilich, dass er keinen ernsthaften Gegner hatte.
Der Wahlkampf der SPD kam nie in Schwung, selbst Vorlagen wie die
Landtagsaffäre um die Beschäftigung von Verwandten blieben ungenutzt.
Der grandiose CSU-Sieg in Bayern macht die Aufgabe für Kanzlerin
Merkel im Bundestagswahlkampf nicht leichter. Die FDP, die selten
eigenes Profil in der bayerischen Staatsregierung entwickelte, wird
Leihstimmen aus dem konservativen Lager erhalten. Und die
Kanzlerinnen-Partei wird Mühe haben, die Wähler zu mobilisieren, die
sie nach dem deutlichen CSU-Sieg in Bayern für die Bundestagswahl in
einer trügerischen Sicherheit wähnen. Es bleibt abzuwarten, ob die
Christdemokraten auf der Zielgeraden ihren lethargischen Wahlkampf
noch anziehen können.
Und sollte Angela Merkel dann doch wiedergewählt werden, wird sie
sich mit einem vor Selbstbewusstsein strotzenden, eigensinnigen und
stets unberechenbaren Partner auseinandersetzen müssen: mit Horst
Seehofer. Der Wahlsieger wird weitere populäre Themen à la Pkw-Maut
und Betreuungsgeld finden.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160