Der Mensch verdrängt und vergisst. Um sich selbst zu
schützen. Wer ständig über das Elend der Welt nachdenkt, der wird
vermutlich verrückt.
Heute vor zwei Jahren lähmte uns die Angst. Auch in Deutschland
herrschten Weltuntergangs-Stimmung und Panik. Die Katastrophe von
Fukushima zeigte uns, wie hilflos wir einer Technik ausgeliefert
sind, die wir nicht im Griff haben. Daran hat sich nichts geändert:
Atomenergie ist lebensgefährlich. Aber unsere Angst ist verblasst.
Energiewende – damit assoziierte Deutschland im Frühjahr 2011 auch
eine Aufbruchstimmung. Heute denken wir in erster Linie an die damit
verbundenen Kosten. Trotzdem haben wir aus Fukushima unsere Lehren
gezogen. Die Umsetzung dauert, aber so ist Realpolitik. Immerhin: Wir
haben verstanden.
Ganz andere Sorgen haben die direkt betroffenen Japaner im
Krisengebiet. Sie leben zum Teil noch immer in Notunterkünften,
trauern um die Toten, fürchten die radioaktive Strahlung. Die
Regierung denkt derweil über den Bau neuer Atomkraftwerke nach. Der
Kampf gegen die Wirtschaftskrise ist ihr wichtiger. Schließlich
müssen auch die Kosten der Atomkatastrophe geschultert werden; sie
belaufen sich auf mehrere hundert Milliarden Euro. Hat Japan auch
verstanden? Eher nicht. Vergessen? Ganz bestimmt nicht. Verdrängt? So
scheint es.
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