Westfalenpost: Weniger Emotionen Von Harald Ries

Rein juristisch betrachtet hat die Entscheidung des
Verwaltungsgerichts Köln zum Marihuana-Anbau für nur wenige Menschen
eine Bedeutung. Knapp 300 Schmerzpatienten besitzen eine
Ausnahmegenehmigung, weil Ärzte attestiert haben, dass ihnen sonst
nichts hilft. Und nur diejenigen unter ihnen, die sich die
Apothekenpreise nicht leisten können und deren Wohnverhältnisse
garantieren, dass keine anderen an die Produkte kommen, haben nun die
Chance, eine Erlaubnis für Selbstanbau zu erhalten. Also 20. Oder 60.

Die Aufmerksamkeit, die Kölner Verfahren gewonnen hat, muss also
andere Ursachen haben. Es geht um den therapeutischen Nutzen von
Cannabis, der bei multipler Sklerose gut belegt ist. Andere dauerhaft
Schmerzgeplagte empfinden das Kiffer-Kraut als nebenwirkungsarme
Alternative zu anderen Pharma-Produkten. Werden auch sie es bald
leichter haben? Die Erwartung gibt es.

Andere Wünsche gehen weiter. In den USA war die Freigabe von
Cannabis für gesundheitliche Zwecke der Anfang. Mittlerweile erlauben
zwei Staaten den Konsum allen Bürgern. Ein Vorbild? So sehen es
deutsche Behörden und Gerichte sicher (noch) nicht. Aber ein weniger
emotionaler Umgang mit den vielen unterschiedlichen Drogen, die uns
umgeben und deren Legalität weniger vom Gefährdungspotenzial abhängig
ist als von kulturellen Gewohnheiten, wäre schon länger angebracht.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160