Für die Warsteiner Brauerei sind die Legionellen
im Abwasser eine Katastrophe. Niemand weiß es besser als die
Verantwortlichen. Wie schwer der Imageverlust wiegt und sich auf die
Zurückhaltung beim Konsum von Warsteiner auswirkt, wird die
Entwicklung zeigen. Mit dem Auftauchen der Stäbchenbakterien in einer
der größten Brauereien Deutschlands sind Politik und Medien
bundesweit aufgewacht. Unser Land hat ein Problem. Ein Problem, das
seit Jahrzehnten offenbar vollkommen unterschätzt wird.
Ja,
so ist es immer. Erst muss etwas passieren. Dann wird hektisch
agiert, dann fließt Zeit ins Land, und dann versanden am Ende
wirksame Gegenmaßnahmen in der Bürokratie, bis, ja bis wieder ein
ähnlicher Fall auftaucht und der unendlich wirkungslose Kreislauf neu
startet. Erinnern wir uns an den Legionellen-Ausbruch von Ulm im Jahr
2010 mit 65 Erkrankungen und 5 Toten. Die Versprechen, sich
gründlicher mit den lebensgefährlichen Legionellen und den Folgen für
die Menschen zu befassen, sind förmlich verdampft. Nichts ist
passiert.
Jetzt gibt es wieder den Ruf nach Regeln und die
Erkenntnis, dass es bei den Wartungsvorschriften von
Verdunstungskühlanlagen Lücken gibt. Heute und jetzt, nicht erst bei
der nächsten Epidemie. Es kann nicht sein, dass mit Legionellen
verseuchtes Wasser verblasen wird und sich offenbar niemand für die
Folgen interessiert. Schlimmer noch, niemand in diesem Land weiß, wo
entsprechende Verdunstungskühlanlagen stehen, die auf jedem größeren
Verwaltungs- und Industriegebäude zu finden sind. Kurzum: Die
Legionellen und ihre Auswirkungen, unter besonderer Berücksichtigung
der Menschen, bedürfen einer neuen Bewertung. Für die Politik besteht
akuter Handlungsbedarf.
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