Westfalenpost: Wilfried Goebels zur Leiharbeit

Diee Leiharbeit hat zwei Gesichter. Einerseits soll
sie Betrieben bei Auftragsspitzen helfen und Jobsuchenden das Tor zur
Festanstellung öffnen. Auf der anderen Seite gibt es einen
Verdrängungseffekt bei Stammbelegschaften durch Lohndumping bei
Leiharbeitern. Inzwischen hat sich aber in der Leiharbeitsbranche die
Erkenntnis durchgesetzt, dass dubiose Praktiken in der
Arbeitnehmerüberlassung dem Geschäft am Ende mehr schaden als nutzen.

Das positive Ergebnis der NRW-Arbeitsschützer lässt
aufhorchen: Die Zahl der Verstöße in der vielfach verteufelten
Leihbranche geht zurück. Der höhere Kontrolldruck ist nicht ohne
Wirkung geblieben, zudem bemühen sich die Leihfirmen um ein seriöses
Image. Auch betriebswirtschaftlich ist es wenig lohnend,
Arbeitskräfte lange anzulernen und einzuarbeiten, um sie kurz darauf
im „Drehtürverfahren“ wieder zu ersetzen.

Die Angleichung der Arbeitsbedingungen kann nur ein erster Schritt
sein. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss nach einigen Monaten im
Betrieb selbstverständlich werden. Der Firmenchef profitiert von der
höheren Flexibilität durch Leiharbeiter. Warum sollte die kurzfristig
benötigte Aushilfskraft dann auch noch billiger sein als die
Stammbelegschaft? Bei gleichem Lohn wächst die Überlegung, die einmal
eingearbeitete Leihkraft fest einzustellen.

Dass schwarze Schafe unter den Verleihern auf Schein-Werkverträge
ausweichen und mit versteckter Leiharbeit abkassieren, muss durch
scharfe Kontrollen verhindert werden. Vom Grundgedanken her ist die
Leiharbeit richtig, sie braucht aber politische Leitplanken.

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