Westfalenpost: zur Wehrpflicht
Alles in Bewegung
Wehrpflicht aussetzen, absetzen, wider

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Wehrpflicht aussetzen, absetzen, widersetzen

Früher, als die Welt auch nicht in Ordnung war, dauerte die
Wehrpflicht 18 Monate. Das fanden die meisten jungen Männer nicht
gut. Die gute Nachricht: Der immer aus dem Osten kommende Angriff
geriet spätestens am Teutoburger Wald zum Stillstand. Siegreiche
Wehrübungen gehörten in der Zeit des Kalten Krieges zur Bundeswehr
wie heute die Auslandseinsätze. Vieles hat sich verändert. Das gilt
erst recht für die tatsächliche oder „gefühlte“ Bedrohungslage in
Deutschland. Die Bundeswehr stellte sich zum Teil auf die neuen
Verhältnisse ein, es überwiegen aber noch alte Strukturen. Die
Diskussion über Sinn, Art und Kosten der ohnehin stark verkürzten
Pflicht-Dienstzeit muss genutzt werden, in aller Ernsthaftigkeit auch
diejenigen Fragen anzusprechen, die über alltägliche Kurzzeitsicht
hinausgehen. Schnellschüsse sollten sich dabei verbieten, um in der
Soldatensprache zu bleiben. Dafür ist das Thema zu wichtig. Es geht
um (freies) Leben, freie Entscheidungen, um viel Geld und, als
bittere Neuzeit-Erfahrung, auch um das Sterben junger Menschen für
die Freiheit. Merkel und Minister Guttenberg haben Recht: Man muss
neu denken. Und alles bedenken. Käme das Aussetzen der Wehrpflicht in
der Praxis einer Absetzung gleich? Hat sich der – für viele
beruhigende – Gedanke einer Armee von Bürgern in Uniform überholt?
Wie wirkt sich der grundsätzlich freiwillige Wehrdienst auf den
Zivildienst aus? Kann das Land ohne Zivis auskommen? Die Wahrheit
ist: Richtige Antworten fallen schwer. Es muss jedoch gehandelt
werden. Nicht nur, aber auch wegen der Haushaltslage. Die Politik
steht vor wichtigen Entscheidungen.

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