Winzer kritisieren Berichteüber Jahrgang 2010

Trier (wnorg) – Offenbar sollen die Medien jetzt dafür herhalten, dass das Image des Weinjahrgangs 2010 bisher in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so gut weggekommen ist. Dabei kamen die Meldungen über die Ernteeinbußen aus dem Weinbau selbst. Fest steht aber, dass die Qualitäten vielerorts tatsächlich ungewöhnlich sind.

„Noch während die Ernte bei uns in vollem Gange war, wurden vorschnell negative Schlagzeilen über den deutschen Weinjahrgang 2010 produziert, die nicht der Situation in unserem Weinanbaugebiet entsprechen“, stellt Ökonomierat Schmitt, Vorsitzender des Moselwein e. V., fest. Die Berichte über Traubenfäulnis und hohe Säurewerte zeichneten ein undifferenziertes Bild der deutschen Weinernte. „Viele unserer Weingüter haben den Großteil ihrer Rieslingtrauben erst in den vergangenen zwei Wochen gelesen“, sagt Schmitt. Die Erntemenge an der Mosel ist mit geschätzten 675.000 Hektolitern die kleinste in den vergangenen Jahrzehnten. Viele Winzer ernteten weniger als die Hälfte eines durchschnittlichen Jahrgangs. Wichtigster Grund für die niedrige Menge war der uneinheitliche Blüteverlauf.

Mit Unverständnis reagieren viele Winzer der Region deshalb auf die negative Bewertung des Weinjahrgangs 2010 in einigen Medienberichten. Die Trauben waren je nach Weinberg und Lesezeitpunkt in sehr unterschiedlichem Zustand. Gesundes Lesegut hatte sehr gute Mostgewichte um die 90 Grad Oechsle bei moderatem Fruchtsäuregehalt von 9 bis 12 Gramm pro Liter. „Die Moste zeigen bereits während der Gärung eine wunderbare Aromatik“, sagt Annegret Reh-Gartner vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt. Generell erwarten die Moselwinzer vom 2010er sehr fruchtige Weine mit erfrischender Fruchtsäure. In Beeren, die mit der Edelfäule Botrytis befallen waren und durch Sonne und Wind zu Rosinen schrumpften, spielte sich ein enormer Konzentrationsprozess ab, der auch die Erntemenge schrumpfen ließ.

Die Weinlese in den Steillagen an Mosel, Saar und Ruwer ist in der ersten Novemberwoche zu Ende gegangen. „Das ist ein verrückter Jahrgang, den es in dieser Form noch nicht gegeben hat“, zieht Annegret Reh-Gartner eine Bilanz, die von den meisten ihrer Winzerkollegen im Gebiet geteilt wird. „Unsere Erwartungen an die Qualität wurden weit übertroffen“, sagt Ökonomierat Adolf Schmitt. Hohe Mostgewichte von 120 Grad und mehr bei gleichzeitig hoher Fruchtsäure werden dem edelsüßen 2010er Riesling einen Eiswein-Charakter verleihen. Die vielfach an Mosel, Saar und Ruwer geernteten Beeren- und Trockenbeerenauslesen des Jahrgangs 2010 versprechen Weine mit großem Lagerpotenzial.