Woran wird heute gedacht, wenn über die Finanzbranche gesprochen wird?
An die bekannte Metapher der Heuschreckenplage oder an skrupellose, geldgierige Egoisten? Dann kann vermutlich davon ausgegangen werden, dass jene Branche hier in den letzten Jahren enorm an Vertrauen eingebüßt hat. Die Frage nach Vertrauen, Verlässlichkeit und Achtsamkeit stellt sich Heute in den Vordergrund. Denn einerseits soll das Geld nicht sinnlos auf dem Sparbuch herumliegen, wo es dank einer in den kommenden Jahren vermutlich steigenden Inflation an Wert verliert und andererseits sollen Geschäfte einer ausufernden Finanzindustrie nicht auch noch mit ehrlichem Vermögen unterstützt werden. Diese Werte gelten im Heute wie auch in der Vergangenheit. Bankenpleiten infolge von Finanzmarktkrisen sind nichts Neues. Sie begleiten die Europäer seit Jahrhunderten. Das Bankhaus Fugger beispielsweise überstand als Hauptgeldgeber des Adelsgeschlechts der Habsburger zwei Staatsbankrotte der spanischen Krone. Den dritten im Jahre 1607 meisterten die Augsburger Bankherren nicht mehr. Mit Außenständen von mehr als 8 Millionen Dukaten gingen sie in die Pleite.
Warum kommt es immer wieder zu Krisen und Börsencrashs?
Hoffnung und Fehleinschätzung prägen die Börse. Die Anlegereuphorie steigt und die Kurse entfernen sich von den wahren Werten. Haben dann alle Begeisterten Aktien, sinkt die Nachfrage, die Stimmung kippt, die Kurse brechen ein und wollen alle die Gewinne sichern und verkaufen, das führt zur Krise bis hin zum Crash. Diese Mechanismen galten Früher und führen auch im Heute zu Finanzkrisen.
Weitere Zeitepochen tragen auch zum Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge bei, wie die Entwicklung des neuen Marktes im Barockzeitalter. Die Länder Spanien und Portugal galten als Hauptimporteure von Silber und Gold und waren zu jener Zeit mächtig. Durch Handel und Wandel reich wurden aber zunächst die liberalen Holländer. Sie ließen im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts den Börsenirrsinn erstmals richtig blühen. Ihr Spekulationsobjekt: Tulpenzwiebeln. Damals gab es die Massenware noch nicht, die Märkte waren überschaubar und Tulpenzwiebeln waren rar, besonders mehrfarbige Züchtungen galten als absolutes Muss, wer etwas auf sich hielt spekulierte mit. So wurden an den Terminbörsen die begehrten Zwiebeln des nächsten oder des übernächsten Frühjahrs gekauft, nur um diese Optionen kurz darauf mit riesigen Gewinnen weiterzuverkaufen. Heute würde man von einem „Hype“ sprechen. Damals siegte nach einer denkwürdigen Auktion in der Stadt Haarlem die Vernunft, der Preis fiel um 95 Prozent. Leider war halb Holland danach verarmt, denn für Spekulationsgeschäfte gab es auch damals keine Einlagensicherung.
Weitere Themenpunkte wurden diskutiert und die Zusammenhänge aus der Vergangenheit mit dem Heute verglichen und Erfahrungen untereinander ausgetauscht.
V.i.s.d.P.:
Oliver Kirchner
Geschäftsführer
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