Anlaesslich der aktuellen Debatte ueber die Zuwanderungspolitik und den Streit in der schwarz-gelben Koalition erklaert die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion Aydan Oezoguz:
Wir duerfen die Zuwanderung qualifizierter Fachkraefte und die Qualifizierung junger Menschen nicht gegeneinander ausspielen.
Wir brauchen beides.
Dass Deutschland qualifizierte Zuwanderer benoetigt ist seit vielen Jahren bekannt. Viele Laender stehen in einem Wettbewerb um hochmotivierte qualifizierte Fachkraefte. Mittlerweile sind wir eine Auswanderungsgesellschaft fuer Qualifizierte, das muessen CDU/CSU und Bundeskanzlerin Merkel endlich begreifen.
Schon heute – im August 2010 – fehlen zum Beispiel 36.000 IT-Ingenieure, wir koennen nicht laenger warten.
Dass viele Unionspolitiker jetzt behaupten, dass erst einmal die Jugendlichen hierzulande ausgebildet werden muessten, bevor wir das Zuwanderungsrecht angehen, riecht nach Populismus. Das Traurige daran: Es funktioniert seit vielen Jahren in unserem Land. Vielmehr ist richtig, dass wir eine sinnvolle Ergaenzung von Zuwanderung und gleichzeitig besserer Qualifizierung von Jugendlichen brauchen.
Die Jugendlichen brauchen ein weitaus durchlaessigeres System in der Berufsbildung, das individuelle Faehigkeiten und Kompetenzen foerdert und nicht fruehzeitig Chancen verbaut. In Gespraechen mit Sozialverbaenden wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Ausbildung im Pflegebereich, wo bereits heute ein eklatanter Fachkraeftemangel herrscht, bei Hauptschuelern bis zu fuenf Jahre dauert.
Das koennen sich die Pflege-Betriebe groesstenteils gar nicht leisten. Gleichzeitig wenden sich viele Jugendliche an mich, die einst die Schule abgebrochen, dies aber spaeter bereut haben.
Diesen Menschen Mitte zwanzig haben wir kaum etwas anzubieten.
Da liegt noch Einiges im Argen – am Ende zahlt die Gesellschaft.
Dass die Union Aengste vor massenhafter Zuwanderung schuert, ist unverantwortlich – das will niemand. Die SPD fordert seit Laengerem ein Punktesystem fuer die gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkraefte. So koennen wir Zuwanderung sinnvoll steuern und verbauen gerade nicht den zukuenftigen Generationen die Chancen, sondern schaffen ihnen weitere Ausbildungs- und Arbeitsplatzmoeglichkeiten.
Vielleicht schaffen wir es ja eines Tages auch bei diesem Thema mit mehr Realitaetssinn gemeinsam sinnvolle Massnahmen zu ergreifen.
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