In Bezug auf die Design- und Werbebranche fanden diverse Entwicklungen statt. War es
zu Beginn „nur“ der Visitenkartenautomat am Bahnhof, so gibt es mittlerweile eine Vielzahl
an Firmen, die sich auf „Convenience Design Produkte“ als Geschäftsfeld spezialisiert
haben. Die Geschäftsmodelle zielen klar auf das Massengeschäft ab – sozusagen „Mc
Design“ zu erschwinglichen Preisen. Da sind z. B. die so genannten Online-Agenturen, die
durch standarisierte Designprozesse eine Dumping-Preispolitik betreiben in dem sie
beispielsweise ein „Logo-Design“ in drei Entwürfen für Pauschal 199,- Euro anbieten. Oder
Internetfirmen, die Webseiten-Baukästen zum selber machen anbieten, damit sie ihre
Kernprodukte besser an den Markt bringen. Hinzu kommen auch noch etliche „Ready-
Made-Designlösungs-Programme“ wie z. B. Musik- und Video- sowie Grafik- und
Bildbearbeitungsprogramme, die einen gewissen kreativen Mehrwert von Computer-
Betriebssystemen suggerieren sollen. Hier wird „Design“ und „Kreativität“ als Verstärker für
den Abverkauf „unkreativer“ Produkte zweckentfremdet. Gebrauchs-Design für jedermann
durch vordefinierte Designtemplates. So scheint „Kreativität“ und „Design“ zum
austauschbaren, inflationären Massenphänomen zu mutieren.
Der Bedarf bzw. die Leistung richtet sich natürlich immer an potentielle Zielgruppen. Dass
gewisse Institutionen wie z. B. Sportvereine nur wenige finanzielle Mittel für
Werbemaßnahmen haben, kann man verstehen. Auch Existenzgründer sparen fataler
Weise an der Kommunikation, weil ihnen der Sinn hierfür fremd ist und sie nicht wissen, wie
sie ihre Produkte und Leistungen adäquat kommunizieren können. Viele Firmen
investieren eher in die Infrastruktur Ihrer Unternehmung (z. B. in repräsentative
Dienstwagen) als in die Außenkommunikation um Absatz zu generieren. Das
grundlegende Verständnis des Kaufmanns für Marketingkommunikation scheint oft
obsolet.
Kann Design grundsätzlich als Massenware bzw. Dienstleistung fungieren?
Man muss sich fragen, wer wirklich daran glaubt, für 199 Euro auch nur im Ansatz ein
kommunikationsstarkes Logo zu erhalten. Genauso verhält es sich mit Instant-
Internetseiten-Baukästen, die eine einfache Installation suggerieren. In diesem
Zusammenhang erhalten wir regelmäßig von Bekannten und Kunden Anfragen, ob man
Ihnen nicht behilflich sein könnte z. B. die neue Vereinsseite mit einem solchen Baukasten
aufzusetzen. Aus ökonomischer Sicht bleibt bei billigen Waren und Dienstleistungen immer
zuerst die Qualität auf der Strecke. Entweder wird „B-Ware“ verwendet oder „oberflächlich“
gearbeitet. Dies sollte jedem Kaufmann eigentlich bewusst sein. Wer für einen Kleinwagen
bezahlt, kann hier keine Limousine erwarten – sollte man meinen. Auch wenn
gebetsmühlenartig lanciert wird, dass Design mittlerweile als wirtschaftlicher Faktor
begriffen werden muss, wird man – in der Realität angekommen – eines Besseren belehrt.
So verhält es sich auch mit Designprozessen. Eine gewisse „Design-Tiefe” kann erst durch
eine analytische und intensive, thematische Auseinandersetzung stattfinden. Ein Klassiker
sozusagen: „Form Follows Function“. Auf die Kommunikation transferiert: Ohne Inhalt ist
jedes Design nur eine austauschbare Hülle. Bestenfalls schön. Dennoch ohne Ziel und
Funktion. Gerade Marken wie z. B. Apple leben mehr als deutlich vor, was es bedeutet mit
gutem Design, sprich einer ganzheitlichen und ausgeklügelten Vermarktungs- und
Kommunikationsstrategie, den Markt aufzumischen. Wenn auch Convenience-
Designprodukte für die so genannte breite Masse eine gewisse Existenzberechtigung
haben, sollte sich der Unternehmer hier keine Illusion machen. Professionelles
Kommunikations-Design – Design als Wirtschaftsfaktor – ist eine individuelle Pflanze, in die
man investieren muss. Und die von Anfang an gehegt und gepflegt sein will.